Erich Kästner (1899-1974)
 
 
Das Gedicht:
Sachliche Romanze

Geboren und aufgewachsen in Dresden, entging er dem Ersten Weltkrieg als angehender Gymnasiast und Soldat der Reserve. Kästner wohnte ab 1919 in Leipzig, wo er neben dem Studium der Germanistik als Journalist arbeitete und erste Gedichte verfaßte. Obwohl er sich in Leipzig wohlfühlte zog es ihn nach Berlin, wo er im Jahr 1927 seinen Wohnsitz nahm. Die pulsierende Metropole mit ihrem kultur- und kunstinteressierten Publikum eröffnete dem jungen Autor ein breites Betätigungsfeld: Er schrieb Kino-, Kunst- und Theaterkritiken und verfaßte unablässig Geschichten und Couplets. Hier gelang ihm auch sein endgültiger Durchbruch als Schriftsteller: Das Kinderbuch „Emil und die Detektive" (1929) und der Erwachsenenroman „Fabian" (1931) verschafften Kästner Berühmtheit in der Literaturszene der späten Weimarer Republik.

Nach der sogenannten „Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten kamen schwere Zeiten auf Kästner zu. Seine Bücher wurden am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt und noch im selben Jahr erhielt er Publikationsverbot in Deutschland. Erich Kästner blieb jedoch im Land. Die unverbindliche Haltung gegenüber dem Regime sowie sein Verstummen als Pazifist, Satiriker und Aufklärer brachten ihm vor allem aus Emigrantenkreisen viel Kritik ein. Er wich auf Unterhaltungsliteratur aus und mit Hilfe seiner Kontakte zum Film gelang ihm ein großer Coup: Unter einem Pseudonym verfaßte er das Drehbuch zu „Münchhausen", dem Jubiläumsfilm der UFA, der 1943 in die Kinos kam. Das Kriegsende erlebte Kästner im tirolerischen Mayrhofen. Ein Filmteam der UFA, daß sich dort zu angeblichen Dreharbeiten aus Berlin abgesetzt hatte, hatte Kästner mit falschen Papieren in den sicheren Süden mitgenommen.

Nach 1945 entwickelte sich Erich Kästner zu einer Leitfigur der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Er erhielt höchste öffentliche Anerkennung und wurde zu einer Art „moralischen Instanz" der Adenauer Jahre. Er ließ sich in München nieder, gab verschiedene Zeitschriften heraus und arbeitete in gewisser Weise bereits am eigenen Denkmal. Kästner wandte sich in den fünfziger Jahren gegen restaurative Bestrebungen, hielt Reden gegen die Wiederbewaffnung und demonstrierte gegen das „Gesetz über den Vertrieb jugendgefährdender Schriften". Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Luiselotte Enderle wohnte er bis zu seinem Tod am 29. Juli 1974 im Münchner Stadtteil Bogenhausen.

(adapted from "Ausstellungsbesprechung, Günter Riederer" at http://www.vl-museen.de/aus-rez/riederer99-4.htm)
 

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