Beispiel für einen Hexameter

Der Hexameter besteht als auftaktloser Sechsheber in der strengsten Variante ausschließlich aus Daktylen, die jedoch teilweise durch einen Spondeus ersetzt werden, d.h. statt einer betonten und zwei unbetonten Silben stehen zwei betonte Silben. Der Vers endet mit einem katalektischen, d.h. mit einer einfachen Senkung nur unvollständigen Daktylus.
Im Jahr 1781 übersetzte Johann Heinrich Voß die »Odyssee« in einer bis dahin für unmöglich gehaltenen metrischen Formtreue:

"Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung."
(S. 487, V. 1f.)

- È È - È È - È È - (- ) - È È - È
- È È - È È - (- ) - È È - È È - È

Metrisch unterscheiden sich diese beiden Verse nur im dritten und vierten Versfuß: im ersten Vers wird die rein daktylische Struktur nach dem dritten Versfuß durch einen Spondeus (s. o.) unterbrochen. Im zweiten Vers steht der Spondeus schon an dritter Stelle. Da es im Deutschen einen reinen Spondeus nicht gibt, weil von zwei aufeinanderfolgenden Silben immer eine, meistens die erste, Silbe stärker betont ist, lässt sich das antike Versmaß an diesen Stellen nur bedingt nachahmen.